Wundversorgung nach der Pandemie: IWC 2021 mit Pop-Up-Impfzentrum | Rechtsdepesche

2022-07-23 10:21:29 By : Mr. Hugo Chen

Mit 878 Gästen – teils live im Saal, teils virtu­ell zugeschal­tet – ist am 25. Novem­ber die 14. Auflage des Inter­dis­zi­pli­nä­ren WundCon­gress (IWC) in den Kölner Sartory-Sälen erfolg­reich über die Bühne gegan­gen. Der Kongress, der diesmal unter dem Motto „Wundver­sor­gung nach der Pande­mie“ stand, hatte erneut eine Premiere zu bieten: Es war die erste Großver­an­stal­tung der PWG-Seminare, die „hybrid“ – das heißt, sowohl mit Live- als auch mit Online-Teilnah­me­mög­lich­keit – ausge­legt war.

Beim ganztä­gi­gen Kongress-Haupt­pro­gramm, plus fünf beglei­ten­den Satel­li­ten­sym­po­sien im benach­bar­ten, räumlich verbun­de­nen Hotel Mercure, ging es um medizi­ni­sche, pflege­ri­sche und recht­li­che Frage­stel­lun­gen der Wundver­sor­gung, immer vor dem Hinter­grund der Corona-Pande­mie. Für das Online-Format hatte das Team keine Mühen gescheut: Neben dem Service für die online zugeschal­te­ten Gäste, alle Vorträge einschließ­lich der Satel­li­ten­sym­po­sien live verfol­gen zu können, gibt es einen schönen Neben­ef­fekt: Alle Programm­punkte sind bis zwei Monate nach dem Kongress auf der IWC-Website abrufbar.

Somit können auch die Live-Gäste des Tages dieje­ni­gen Veran­stal­tun­gen noch einmal nachver­fol­gen, in denen sie wegen zeitglei­cher Termi­nie­rung nicht präsent sein konnten.

„Als wir damals das Motto entwor­fen hatten, hatten wir gehofft, Corona zu dieser Zeit weitge­hend hinter uns zu haben“, blickte Kongress-Initia­tor und Gastge­ber Prof. Dr. Volker Großkopf zurück, nachdem Rechts­de­pe­sche-Chefre­dak­teur Michael Schanz die Gäste im Saal begrüßt, und ihnen Respekt für ihre Belas­tun­gen durch die Pande­mie gezollt hatte. Großkopf brachte ein starkes State­ment pro Impfpflicht: „Ich bin überzeugt: Ohne eine Impfpflicht werden wir diese Dauer­schleife, dieses ‚Und täglich grüßt das Murmel­tier‘, nicht verlas­sen können.“ Hierfür erntete er stürmi­schen Applaus. Auch Co-Gastge­be­rin Marina Filipo­vic, Pflege­di­rek­to­rin und Mitglied im Vorstand der Unikli­nik Köln (UKK), brachte vor dem Hinter­grund ihrer eigenen Eindrü­cke aus dem medizi­ni­schen Alltag einen flammen­den Appell für eine Impfung.

„Ich bin verzwei­felt, wenn ich sehe, wie viele Menschen in Deutsch­land und der Welt sich nicht impfen lassen, obwohl sie die Gelegen­heit gehabt hätten. Wir leisten uns hervor­ra­gende Wissen­schaft­ler, die gezeigt haben, dass die Impfung uns aus dieser Pande­mie heraus­führt. Es ist traurig, dass sie dieje­ni­gen nicht Glauben schen­ken, und sich in ihren Blasen verschanzen.“

PD Dr. Gunnar Riepe, Chefarzt im Gefäß- und Wundzen­trum Mittel­rhein (GWZM) am Gemein­schafts­kli­ni­kum Mittel­rhein Heilig Geist Boppard sowie Mitent­wick­ler der „Wund-Uhr“, zeigte in seinem Vortrag „Hilfe zur Selbst­hilfe – Wundhei­lung beginnt bereits im Kopf“ eindrucks­volle Fotos aus seinen Behand­lungs­fäl­len, und mahnte gerade beim Diabe­ti­schen Fußsyn­drom zur Vorsicht. „Freitag­nach­mit­tag, diabe­ti­scher Fuß? Dabehal­ten! Auch Kleinig­kei­ten werden bei Diabe­ti­kern irgend­wann groß.“

Die Pflege­rin und Hygie­ne­fach­kraft Regina Nöbel brachte eindrück­lich den Wert der Hygiene für den Schutz der Patien­ten vor Wundin­fek­tio­nen zur Sprache. „Tragen Sie Schutz­kit­tel! Sonst holen Sie sich die Keime auf die Kleidung und es ist möglich, sie bis ans andere Ende der Stadt zu trans­por­tie­ren“, riet sie. Dr. jur. Frank Wenzel, Rechts­an­walt und Senior­part­ner der Kanzlei Halm & Colle­gen, Köln, ging auf die eminent wichtige Rolle der Dokumen­ta­tion ein, um eine Beweis­last­um­kehr für Behand­ler zu vermeiden.

Aller­dings: „Bei Risiko­pa­ti­en­ten lässt sich das Entste­hen eines Dekubi­tus auch bei bester Prophy­laxe nicht sicher vermei­den. Der Mensch ist eben keine Maschine. Manche Fälle sind eben, wie man sagt, schicksalhaft.“

Dr. Alexan­der Risse, pensio­nierte einsti­ger leiten­der Arzt des Diabe­tes­zen­trums an der Klini­kum Dortmund gGmbH, brachte eine kriti­sche Bestands­auf­nahme der Situa­tion für die Pflege nach den Corona-Wellen, und mahnte zu mehr Engage­ment der Berufs­an­ge­hö­ri­gen, um ihre eigene Lage zu verbes­sern. „Die neuen Pflege­ver­träge, etwa bei der Charité, gibt es nicht, weil so viel geklatscht wurde, oder die Pflege so system­re­le­vant ist. Die entstan­den durch politi­schen Druck, durch Streiks.“ Nötig hält er auch Pflege­kam­mern, um die Pflege als Berufs­stand zu stärken.

„COVID hat an der Situa­tion überhaupt nichts geändert. Wir brauchen eine Pflege­kam­mer, die mit den Beiträ­gen von Pflegen­den eine Struk­tur und Macht aufbauen, und auf die Politik einwir­ken kann.“ Bei Dr. med. Tobias Hirsch, Facharzt für Innere Medizin und Angio­lo­gie und Mitglied im Vorstand des Berufs­ver­ban­des der Phlebo­lo­gen (BdP), ging es ums Thema Kompres­sion, und in welchen Fällen diese nicht indiziert sei.

Jedoch: „Die tradi­tio­nell überlie­fer­ten Konta­in­di­ka­tio­nen halten einer wissen­schaft­li­chen Überprü­fung nicht stand“, so sein Fazit am Beispiel von Herzin­suf­fi­zi­en­zen. Wichtig sei eine sorgfäl­tige Anamnese und Evalu­ie­rung, mit Einbin­dung des Patien­ten. Wundma­na­ge­rin Anita Mysor sorgte am Kongress-Ende für ein Highlight: Die ausge­bil­dete Sänge­rin hatte eigens für den IWC ein eigenes Lied über die Wundbe­hand­lung geschrie­ben, das sie unter großem Applaus live vortrug.

Auf sehr große Resonanz und sehr viel Zuspruch ist die spontan einge­rich­tete Booster-Impfak­tion gesto­ßen, für die sich PD Dr. Gunnar Riepe als Arzt in der Pause für Beratung und Aufklä­rung der Impfwil­li­gen zur Verfü­gung stellte. Alle Kongress­gäste hatten hier die Möglich­keit, sich im Foyer des Sartory kosten­los eine Biontech-Dritt­imp­fung verab­rei­chen zu lassen.

Die 15. Auflage des Inter­dis­zi­pli­nä­ren WundCon­gress (IWC) ist am Donners­tag, 24. Novem­ber 2022 geplant.

Eine Frau wird auf der Inten­siv­sta­tion behan­delt und erlei­det einen Dekubi­tus. Vor Gericht wirft sie der Klinik Versäum­nisse bei der Prophy­laxe und Behand­lung vor und fordert Schadens­er­satz. Hätten die Behan­deln­den die Bildung der Wunde verhin­dern können?

Eine chroni­sche Wunde bedeu­tet eine erheb­li­che Einschrän­kung der Lebens­qua­li­tät für Betrof­fene, doch was genau ist eine chroni­sche Wunde und welche Behand­lungs­mög­lich­kei­ten stehen zur Verfü­gung? Diese und weitere Fragen beleuch­tet der folgende Artikel. 

Die Regula­rien für die Verord­nun­gen von Verband­mit­teln wurden verän­dert. Ausge­hend von der Legal­de­fi­ni­tion des Verband­mit­tels im Heil- und Hilfs­mit­tel­ge­setz waren in dem Versor­gungs­sek­tor „chroni­sche Wunde“ in der Vergan­gen­heit eine Fülle von Nachbes­se­run­gen, Inter­ven­tio­nen und zum Teil inhalt­lich kolli­die­ren­der Gesetze zu beobach­ten. Seit der Änderung der Arznei­mit­tel-Richt­li­nie scheint nun Ruhe einge­kehrt zu sein. Die Rechts­de­pe­sche für das Gesund­heits­we­sen (RDG) hat mit Juliane Pohl, Leite­rin Referat Ambulante Gesund­heits­ver­sor­gung beim Bundes­ver­band Medizin­tech­no­lo­gie (BVMed) über die neue Situa­tion gespro­chen. Das Inter­view führte Chefre­dak­teur Michael Schanz.